Die Verhaltensregeln definieren wir bei Medien, die nicht länger als 10 Jahre existieren, immer noch selbst. Das geschieht nur durch Ausprobieren. Manche Unternehmen haben früher damit begonnen und kennen die Spielregeln, andere, gerade die mit dem geringeren Budget, starten erst jetzt. Wäre es nicht schön, wenn wir Letztere einfach mal machen lassen, statt über sie zu meckern?!
Ein bisschen enttäuscht komme ich von der diesjährigen re:publica zurück, einer Konferenz rund um digitale Themen, die das diesjährige Motto „In:Side:Out“ trug. „In:Side:Out“ sollte dafür stehen, die Geschehnisse, die außerhalb des Internets passieren, in das Internet zu tragen und umgekehrt. Gerade an dem „umgekehrt“, also die Dinge, die im Internet passieren, auch in die Breite der Gesellschaft zu tragen, hapert es jedoch noch.
Woran liegt das?
An den zu hohen Ansprüchen derer, die das Internet wie selbstverständlich nutzen und sich in sozialen Netzwerken ohne Stolpern bewegen. Oft bekommen genau jene gar nicht mehr mit, mit welchen Problemen kleine oder mittelständische Unternehmen zu kämpfen haben. Dort kümmert sich möglicherweise eine Teilzeitkraft um den Internetauftritt, den sie neben dem Tagesgeschäft als Bürokauffrau erledigen muss. Ihr Chef hat ihr aufgetragen, sich auch mal „mit diesem Facebook“ zu beschäftigen. Das ist nicht optimal, doch auch hier kann es sehr gut gelingen, mit den Kunden über die sozialen Netzwerke in den digitalen Dialog zu treten. Das ist eine Frage des Wollens, der Organisation und auch eine Sache von den Erfahrenen, wie sie mit denen, die gerade beginnen, umgehen.
Was können also wir, die das Internet bereits nutzen, als hätten wir es mit der Muttermilch aufgesogen, tun?
- Fehlertolerenz entwickeln
Ohne eine Fehlerkultur zu etablieren, wird es nicht gelingen, die breite Masse für das Internet begeistern zu können. Wenn wir weiterhin öffentlich mit dem Finger auf die (kleinen und mittelständischen) Unternehmen zeigen, die die Facebook Promotion Guidelines nicht verstehen und nicht richtig anwenden, werden wir genau jene auch nicht dafür begeistern können, sich näher damit zu befassen. - Andere Wege zum Erfolg anerkennen
Viele Unternehmen senden ihre Mitarbeiter in Weiterbildungen, die parallel zum Job in kürzester Zeit Wissen zu Social Media vermitteln. Statt über Sinn oder Unsinn solcher Ausbildungen zu diskutieren, sollten wir anerkennen, dass auch diese Wege zum Erfolg führen können. Wichtig ist doch, dass seitens der Unternehmen überhaupt der Bedarf, sich mit der Kommunikation in sozialen Netzwerken zu beschäftigen, erkannt wurde. Gelernt wird sowieso nicht in der Theorie, sondern nur durch Tun. - Mut machen zum Ausprobieren
Wäre es nicht toll, wenn wir es schaffen würden, mehr Menschen dazu zu begeistern, ihr eigenes Blog, ihren eigenen Twitter-Account oder eine neue Facebook-Seite zu starten? Die uns auch im Internet von ihren Projekten, die sie offline durchführen, berichten? Und damit genau das Motto „In:Side:Out“ der diesjährigen re:publica leben? Lassen wir sie doch in kleinen Schritten voranschreiten, einfach ausprobieren. Mit der wachsenden Zeit und Erfahrung werden wir auch ihren Internetauftritten beim Wachsen zusehen können, die als kleine, „unperfekte“ Dinge starteten. - Aufklären
Das Internet ist nicht böser als das, was außerhalb desselben geschieht. Das zu vermitteln ist wichtig. Nicht von oben herab, sondern zur Seite stehend und verständlich erklärend. Wenn jemand mit extrem viel Kritik im Internet zu kämpfen hat, können wir anbieten, gemeinsam nach den Ursachen zu suchen und aufzeigen, wie man darauf reagieren soll. Dazu müssen die kleinen Unternehmen jedoch auch das Gefühl haben, dass sie bei uns gut aufgehoben sind. Das geht, indem wir uns auf sie und ihre Sprache einlassen.
Treten wir aus unserer Filter-Blase heraus und erkennen wir die kleinen Schritte der Anderen an!
Foto: © shootingankauf – Fotolia.com
2 Responses to Einfach mal machen lassen statt meckern.
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