Lange vernachlässigt, doch dieses Wochenende bin ich endlich meine ersten Schritte auf Snapchat gegangen. Um andere zu ermutigen, sich entgegen aller Widerstände und Vorbehalte (die ich auch hatte) einmal selbst damit zu befassen, will ich hier meine ersten Gehversuche mit meinen Bloglesern teilen.
Die App hatte ich bereits einige Monate auf dem Smartphone installiert, meinen Username hatte ich auch schon gesichert, doch mich näher mit Snapchat zu befassen, hatte ich bisher vermieden. Gestern dann – der Auslöser war eine holländische Freundin – hat es mich doch gepackt und ich habe meine erste Snapchat Story erstellt. Überhaupt, die Holländer. Was Social Media angeht, sind sie uns einfach mal wieder voraus: Vor drei Wochen brachte mir mein 10-Jähriger Cousin (auch aus Holland) seine Faszination für die Plattform näher, indem er die verschiedensten Filter über seine Aufnahmen der Familienfeier legte.
Kann jetzt die Faszination Snapchat nachvollziehen. Dank geht an meinen 10-jährigen niederländischen Cousin.
— Ute Klingelhöfer (@contentwerk) 29. Mai 2016
Er wird zwar keinen blassen Schimmer davon haben, wo seine Snaps landen, aber Filter durchblickt er schon mal besser als ich.
Snapchat hat mich „alt“ genannt
Ich kann mich noch dran erinnern, als ich Snapchat das erste Mal öffnete: Die Benutzeroberfläche war null intuitiv, jede Bewegung mit dem Finger löste entweder eine überraschende Aktion aus oder es passierte gar nichts. Ich wusste nicht, wo ich mit dem Finger hintippen sollte, um Freunde zu adden, mein Profil zu pflegen oder Snaps anderer zu entdecken. Wie so vielen Erwachsenen erschloss sich mir die Bedienung zunächst gar nicht. Erste Abhilfe versprach mir dann ein YouTube-Tutorial, mit dem ich zumindest Freunde hinzufügen und deren Snaps ansehen konnte. Doch einen wirklichen Mehrwert entdeckte ich für mich noch nicht – die Stories, die ich fand, interessierten mich einfach nicht. Ich lies Snapchat für die nächsten Wochen also in Ruhe.
Gestern triggerte mich dann meine Freundin Annemarie, Reisebloggerin und Chefin des Travel-Webshops Ik wil meer reizen , dazu, Snapchat doch wieder zu öffnen. Ausgestattet mit ein paar Empfehlungen für Reiseblogger auf Snapchat, addete ich diese und verfolgte ihre Geschichten. Danach richte ich mein „Profil-Bild“ ein. Hier offenbarte sich für mich die erste Erkenntnis: Das Profilbild besteht nicht nur aus einer, sondern aus vier hintereinander geschossenen Aufnahmen. Sie können sich mein überraschtes Gesicht vorstellen, als der Auslöser nach dem einen geplanten Bild noch weiter arbeitete. 😉
Meine erste Story auf Snapchat
Als ich abends zum Fitnessstudio fuhr, erstellte ich dann meine erste „Story“. Eine Story, oder auf deutsch „Geschichte“, ist eine Komposition aus beliebig vielen Fotos und Videos, die chronologisch nacheinander ablaufen. Man kann damit also seine eigene Erzählung bilden. Der Aufbau meiner Story war in etwa so:
- Foto: Vom Fitnessstudio-Logo
- Video: Ich fahre mit dem Aufzug ins oberste Stockwerk, dort, wo sich das Fitnessstudio befindet
- Foto: Von der Tür zu den Umkleiden Damen
- Foto: Ich in Trainingskleidung
- Video: Ich fahre mit dem Aufzug nach unten
- Video: Ich laufe aus dem Gebäude wieder heraus
- Video: Ich fahre auf dem Fahrrad nach Hause
Eine Story bleibt auf Snapchat 24 Stunden bestehen und kann von allen meinen Snapchat-Freunden – so lange ich nichts anderes einstelle – innerhalb dieser 24 Stunden beliebig oft gesehen werden. Heute morgen habe ich dann getestet, ob ich die Story auch löschen kann. Und ja, auch das geht: Indem man alle Snaps einzeln (also die Teile 1-7) löscht, ist auch die ganze Story wieder weg. Es sei denn, meine Freunde hätten sich die Story in der Zwischenzeit auf ihr Smartphone heruntergeladen, dann könnten sich diese die Story offline weiterhin ansehen. Dass dies überhaupt einmal passiert, wage ich jedoch zu bezweifeln. Die Inhalte bei Snapchat sind kurzlebig und genau deswegen in wenigen Stunden wieder uninteressant. Snapchat bedient also die digitale Sofortness , wie es kürzlich Sascha Lobo bei seinem Vortrag vor dem Publikum des Marketing-Clubs Karlsruhe sagte. Ein Download ist meiner Meinung nach nur sinnvoll, wenn ich das Video auch auf anderen Plattformen zur Verfügung stellen möchte.
Snapchat – Was ich aus meinen Experimenten lernte
Trial & Error statt Klickscheu
Wer Snapchat verstehen will, der darf auf keinen Fall klickscheu sein: Mit Trial & Error kommt man hier weiter. Ich habe mich plötzlich wieder so gefühlt, wie ich das erste Mal mit 6 Jahren vor dem Computer saß und nicht wusste, was als Nächstes passiert, wenn ich eine bestimmte Eingabe mache. Genau jedoch dieses Ausprobieren ist der Schlüssel zum Erfolg und man sollte Spaß daran haben, Fehler zu machen!
Wer gute Geschichten erzählen will, muss sie vorher durchdenken
Bloß ein paar Bilder oder Videos machen und diese in seine Story zu schieben ist langweilig. Zu Snapchat gehören auch Filter (diese muss man erst aktivieren), Texte und Gekritzel sowie die Einstellung, wie lange ein Bild denn eingeblendet werden soll (1-10 Sekunden). Patrick Breitenbach hat sich bereits damit auseinandergesetzt, wie aufwändig es sein kann, eine Snapchat Story zu produzieren: Auf seinem Blog legt er dar, wie 3 Stunden Produktionszeit für ein 3-minütiges Video zustande kommen können. Die Story, in der er das Instanzenmodell von Freud für den deutschen Schulunterricht erklärt sowie die Making-Of-Story in seinem Blog kann ich nur empfehlen. Hier wird deutlich, dass auf Snapchat nicht nur „Quatsch“ zu finden ist. Ganz im Gegenteil: Wer die Jugend erreichen will, der muss ihre Medien nutzen.
Snapchat überbrückt mit Real-Time-Kommunikation räumliche Distanz
„Was macht Snapchat so besonders? Was gibt Snapchat dir?“, fragte mich eben eine Freundin am Telefon, als ich ihr begeistert von meinen ersten Schritten erzählte. Snapchat kann räumliche Distanz überbrücken. Indem mich meine holländische Freundin an ihrem Training teilnehmen lässt oder etwa an der Party letzter Nacht. Dass wir eigentlich mehrere hundert Kilometer auseinander wohnen, gerät bei der Schnelligkeit, mit der wir Snaps austauschen, in den Hintergrund. Bisher schaue ich mir noch keinen Content an, der von Unternehmen dort verteilt wird (mit Ausnahme von National Geographic).
Snap like nobody is watching
Da ich nicht zu den Personen gehöre, die per Smartphone regelmäßig Sprachnachrichten versenden, ist es für mich ungewohnt, mit demselbigen vor dem Mund (nicht am Ohr!) in der Öffentlichkeit herumzulaufen und quasi mit mir selbst zu reden. Snapchat-Videos zu erstellen braucht also Mut, wie jedes andere Bewegtbildformat auch. Daher mein Tipp: Am besten wird’s wenn man die Umgebung ausblenden kann. Das muss ich noch üben. Doch auch hier gilt, wie für alle Social Media Plattformen: Je früher man damit anfängt, umso schneller kann man besser werden.
Vorsicht: Snapchat kann süchtig machen
Ich bin gerade mal 2 Tage auf Snapchat aktiv und schon beobachte ich mich selbst dabei, wie meine Frühstücksroutine nicht vom Öffnen der Twitter- oder instagram-App begleitet wird, sondern meine Finger als erstes auf den weißen Geist auf gelben Logo klicken. Mal sehen, ob ich in nächster Zeit noch weitere interessante Formate entdecke…
Tipps für Ihre ersten Schritte auf Snapchat
- Laden Sie sich die App auf Ihr Smartphone oder Tablet
- Registrieren Sie sich und sichern Sie sich Ihren Nutzernamen (Empfehle ich immer, auch wenn noch nicht feststeht, ob und wie Sie eine neue Social Media Plattform einmal nutzen werden)
- Schauen Sie sich zum Einstieg folgendes YouTube-Tutorial an: https://youtu.be/yrBe153aKiM Für weitere Fragen gibt es eine – wie ich finde – gute deutsche Hilfe von Snapchat: https://support.snapchat.com/de-DE
- Schauen Sie sich mehrere der für jeden verfügbaren Geschichten an (z. B. von National Geographic)
- Erstellen Sie sich ein „Profil-Bild“
- Suchen Sie nach Ihren persönlichen Kontakten, die bereits Snapchat nutzen und schauen Sie sich deren Geschichten an
- In diesem Sinne: Happy Snapping!
Ich bin, wie auf jedem anderen Kanal auch, unter dem Namen contentwerk zu finden. Sie können mich als Freund einfach hinzufügen, indem Sie mein Bild aus dem Beitrag abfotografieren. Was Sie dort erwartet? Weitere erste Gehversuche meinerseits mit dem kleinen, sympathischen Geist.
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